Zum Vortrag
Die europaweite Revolution erfasste auch Liechtenstein, mit erstaunlicher Dynamik: Man wählte Ausschüsse, formulierte Forderungen an den Fürsten, entwarf eine freie Verfassung, pochte auf Volksrechte. Der ferne Fürst kam entgegen, die provisorische Verfassung von 1849 und der frei gewählte Landrat zeigten Erfolge. Trotz kurzzeitiger Reaktion – die von Liechtenstein mitbeschickte Paulskirche scheiterte – wirkte der demokratische Aufbruch in Liechtenstein fort, über die Verfassungen von 1862 und 1921 bis heute.
Referent
PD Dr. Peter Geiger, Historiker, langjähriger Forscher am Liechtenstein-Institut und Privatdozent an der Universität Freiburg. Sein Buch «Geschichte des Fürstentums Liechtenstein 1848 bis 1866» (1970) ist bis heute das Grundlagenwerk zum Revolutionsgeschehen in Liechtenstein.
Zur Veranstaltungsreihe
2023/24 jährt sich die Revolution von 1848/49 zum 175. Mal. In Liechtenstein ist es um dieses Jubiläum vergleichsweise ruhig geblieben. Dies, obschon der Kleinstaat im europäischen Revolutionsjahr wichtige politische Erfahrungen machte: Erstmals fanden freie (Männer-)Wahlen statt, erstmals wurde eine konstitutionelle Verfassung mit demokratischen Elementen in Kraft gesetzt, erstmals bestand für einige Zeit ein Parlament. Nach diesen Erfolgen siegte zwar, wie in weiten Teilen des Kontinents, auch hier letztlich die Reaktion. Die Ideen und Errungenschaften der Revolution konnten aber, in Liechtenstein wie im übrigen Europa, nicht mehr vergessen gemacht werden und wirkten mittel- und langfristig nach, teils bis heute. In einer zweiteiligen Veranstaltungsreihe wollen das Liechtenstein-Institut und der Historische Verein an das Revolutionsjahr und dessen Bedeutung erinnern.
Revolution in Liechtenstein: «Ist es klug, den Fürsten ganz zu einer Null zu machen?», Beitrag von Elias Quaderer, Liechtensteiner Vaterland, 13. März 2024