Baur, Georges; Gstöhl, Sieglinde (2023): Liechtenstein in der europäischen Integration. In: Christian Frommelt und Märten Geiger (Hg.): «Und nach dem Nachdenken kommt das Handeln». Festschrift zum 75. Geburtstag von Guido Meier. Gamprin-Bendern: Verlag der Liechtensteinischen Akademischen Gesellschaft (Liechtenstein Politische Schriften, Bd. 63), S. 411–437.

Erscheinungsjahr:
2023
Band-Nummer:
63

Abstract
Aufgrund seiner Kleinheit, beschränkten Ressourcen und engen Beziehungen zur Schweiz wurde Liechtensteins gleichberechtigte Teilnahme an internationalen Organisationen – wie etwa dem Völkerbund, den Vereinten Nationen, der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) oder dem Europarat – in der Vergangenheit oft infrage gestellt. Die Annäherung erfolgte schrittweise, beispielsweise durch die Teilnahme an Konferenzen oder den Beitritt zu Unterorganisationen und Konventionen vor der eigentlichen Mitgliedschaft. Mit dem Beitritt Liechtensteins zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) am 1. Mai 1995, ohne die Schweiz, stellten die beiden Nachbarstaaten nach einem langen gemeinsamen Weg ihre europapolitischen Weichen in unterschiedliche Richtungen.

Dieser Beitrag zeichnet die Meilensteine der liechtensteinischen Integrationspolitik nach – den eigenständige Beitritt zur EFTA und zum EWR sowie die Schengen- und Dublin-Assoziierung – und diskutiert die aktuellen und künftigen Herausforderungen. Sowohl im Inland als auch vonseiten der Europäischen Union (EU) wird die EWR-Mitgliedschaft als sehr erfolgreich angesehen. Liechtenstein hat sich als EFTA-EWR-Staat im Vergleich zu den anderen Kleinststaaten im europäischen Integrationsprozess besser positioniert und mehr Einflussmöglichkeiten gewonnen. Allerdings ist, gerade wegen des derzeit schwierigen Verhältnisses zwischen der EU und Schweiz, damit zu rechnen, dass sich Liechtenstein auf eine weniger bequeme Zukunft im Regulierungsdreieck mit diesen beiden engsten Partnern wird einrichten müssen. Auch die Zukunft des EWR könnte auf den Prüfstand kommen, falls Norwegen oder Island sich für einen EU-Beitritt entscheiden würden. Deshalb ist Liechtensteins Integrationsweg auch nicht zu Ende, denn die verschiedenen Parameter, welche diesen (mit-)bestimmen, ändern sich weiterhin.

Über dieses Buch
«Und nach dem Nachdenken kommt das Handeln» – der Titel der Festschrift für Guido Meier zum 75. Geburtstag beschreibt das Motto für das langjährige Wirken des Jubilars auf ganz verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Nachdenken und Handeln, Theorie und Praxis nebeneinander Seite an Seite zu stellen, und dies aufgefächert anhand der Gebiete, auf denen der Jubilar sich vornehmlich betätigt hat, ist auch das Ziel der vorliegenden Festschrift. Sie umfasst 17 thematische Beiträge, die sich auf vier Bereiche verteilen: Geschichte; Umwelt- und Raumpolitik; Politik, Recht und Wirtschaft; Finanzdienstleistungen. Die Beiträge widerspiegeln in ihrer Gesamtheit einen Facettenreichtum des Nachdenkens über Liechtenstein ebenso wie des Handelns über Liechtenstein hinaus. In letzterem Sinne bereichern als illustrative Besonderheit zudem zwei farbenprächtige Fotostrecken zur Landschaft Grönlands, zu welcher der Jubilar ein ganz besonderes Verhältnis pflegt, den vorliegenden Band.