Schulen kamen vergleichsweise gut durch die Pandemie – Umfrageergebnisse liegen vor

22.08.2022 - Studie
Im Auftrag des Bildungsministeriums und des Schulamtes befragte das Liechtenstein-Institut im Frühjahr 2022 Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen sowie Eltern zu ihren Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Durch die im internationalen Vergleich eher zurückhaltenden Massnahmen fühlten sich die Schülerinnen und Schüler nicht so belastet wie in den Nachbarländern. Nichtsdestotrotz hatten die Einschränkungen merklichen Einfluss auf den Schulalltag.

Während der Corona-Pandemie standen die öffentlichen Schulen oft im Zentrum der Aufmerksamkeit. An Schulen wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern die Kinder und Jugendlichen werden auch betreut und pflegen dort ihre sozialen Kontakte. Je länger die Pandemie andauerte, desto mehr rückten deshalb auch die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler in den öffentlichen Fokus.

Im Frühjahr 2022 beauftragte das Schulamt das Liechtenstein-Institut, eine Befragung unter Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und von Lehrpersonen an den öffentlichen Schulen Liechtensteins durchzuführen. Befragt wurden Schülerinnen und Schüler auf Primar- und auf Sekundarstufe. Die Befragung startete Mitte März 2022 und endete im April 2022. In diesem Zeitraum waren fast alle Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie an den Schulen bereits aufgehoben. Allerdings hatte Liechtenstein auch in diesem Zeitraum zahlreiche Ansteckungen zu verzeichnen – die Corona-Pandemie war also weiterhin im Alltag der befragten Personen präsent.

Wie aus der Studie hervorgeht, verlief die Corona-Zeit für eine Mehrheit der Bevölkerung in Liechtenstein einigermassen glimpflich. Überdies scheinen Jugendliche in Liechtenstein besser durch diese Zeit gekommen zu sein als ihre Altersgenossinnen und Altersgenossen in der Schweiz oder Deutschland. Allerdings berichtete eine nicht zu vernachlässigende Minderheit der Schülerinnen und Schüler, dass die Pandemiesituation sie belastet habe.

Negative Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie nicht bloss auf schulische Aspekte des Lebens (Konzentrationsmängel, Motivationsprobleme, Verhaltensänderungen etc.), sondern auch auf ausserschulische Aspekte. Zwar ist eine grosse Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit ihrem Leben, den Freundschaftsbeziehungen und ihrer Gesundheit zufrieden. Aber vor allem Mädchen bzw. junge Frauen aus fremdsprachigen Haushalten empfinden mitunter ein Unbehagen sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber. 

Auch für die Erziehungsberechtigten und die Lehrpersonen stellte die Pandemiesituation im Allgemeinen und der Lockdown im Besonderen bisweilen eine Herausforderung dar. Die Betreuung der Kinder empfanden viele Erziehungsberechtigte als anstrengend. Aber auch die Umstellung der Unterrichtsgewohnheiten führte vielfach zu Stresssituationen. Eine klare Mehrheit der Lehrpersonen ist beispielsweise der Ansicht, dass der Arbeitsumfang, die fachliche und didaktische Belastung und zuletzt auch die psychische Belastung in der Corona-Zeit zugenommen haben. Gleichwohl ist eine grosse Mehrheit (88 Prozent) der Lehrpersonen mit der Arbeitssituation aktuell zufrieden.

Die Massnahmen der Regierung und der Schulen werden von allen Gruppen grossmehrheitlich als angemessen eingestuft. Eine Mehrheit ist demnach zufrieden mit der Art und Weise, wie mit der Corona-Pandemie umgegangen wurde. Gleichwohl sollte nicht übersehen werden, dass eine Minderheit (33 Prozent) der Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe die Massnahmen für (eher) übertrieben hält. Die Lehrpersonen im Speziellen kritisieren die Schärfe der Massnahmen signifikant seltener (14 Prozent). Die Erziehungsberechtigten wiederum teilen eher die Sichtweise ihrer Kinder (28 Prozent). Diese Diskrepanz zwischen Schülern (in «Allianz» mit ihren Eltern) und den Lehrpersonen birgt ein gewisses Konfliktpotenzial in sich: Einem nicht unerheblichen Teil der Schülerinnen und Schüler – und diese stellen in der Regel eine intense minority dar – gingen die Massnahmen eher zu weit, während die für die Einhaltung der Massnahmen mitverantwortlichen Lehrpersonen anderer Meinung waren.  

Am meisten bedauerten die Schülerinnen und Schüler die Absage von sozialen Anlässen ausserhalb des regulären Unterrichts wie z. B. Schulreisen, Lager, Sporttage. Auch kritisierten die Schülerinnen und Schüler als auch die Eltern häufig die Maskentragepflicht während des Unterrichts. Auch das Abstandhalten fiel schwer. Der Fernunterricht wurde hingegen als ein geringeres Problem angesehen.

Studie zur Pandemiebewältigung in den Schulen. Radio L, 22. August 2022
Masken und abgesagte Lager belasteten Schülerinnen und Schüler am meisten. Liechtensteiner Vaterland, 23. August 2022
So schlimm war Corona für Schüler in Liechtenstein. Liechtensteiner Volksblatt, 24. August 2022