16.5.2018: Was bleibt! Bleibt etwas? Zum 200. Geburtstag von Karl Marx. Vortrag von Wilfried Marxer im Haus Gutenberg, Balzers.

Datum:
16.05.2018

Seit dem Erscheinen des „Kommunistischen Manifests“ hat Karl Marx das Denken vieler Philosophen, Politiker und Ökonomen beeinflusst, bisweilen auch beherrscht. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren viele der Meinung, der „Kapitalismus“ sei am Ende und die Zukunft gehöre dem „Sozialismus“. Ende der achtziger Jahre kam die Wende. Nach dem Fall der Mauer schien deutlich zu sein, dass der Sozialismus keine brauchbare ökonomische Theorie sein kann. Hinzu kam, dass der real existierende Sozialismus Züge einer menschenverachtenden Diktatur angenommen hatte. Nicht der Kapitalismus schien erledigt zu sein, sondern Marx. Spätestens seit der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahre 2008 ist weltweit die Kritik an der wirtschaftlichen Ungerechtigkeit in einer entfesselten globalisierten Marktwirtschaft wieder lauter geworden. Es wird vermehrt auf die Analysen von Marx zurückgegriffen, Marx erlebt eine Renaissance, aber in einer entspannteren Form: Seine Schriften werden wieder gelesen, seine Gedanken und Gesellschaftsanalysen kritisch geprüft, seine Ideen auf ihre Tauglichkeit hin befragt.

Wolfgang Palaver von der Universität Innsbruck erörtert die Bedeutung der Religionskritik von Karl Marx. Er wird zum Thema „Karl Marx und die Religion: Was bleibt und wo müssen wir über ihn hinausgehen?“ referieren. In seiner Kritik an der religiösen Jenseitsvertröstung und in seiner spannenden Analyse des Warenfetischismus hat Karl Marx bleibende Einsichten festgehalten. Diese Seite seiner Religionskritik bleibt bedenkenswert. Es zeigen sich allerdings auch Grenzen in Marx‘ Verhältnis zur Religion. So bemerkte schon Walter Benjamin in seinem Fragment „Kapitalismus als Religion“, dass Marx keine wirkliche Alternative zum Geist des Kapitalismus bietet und Simone Weil wandte Marx‘ These vom „Opium des Volkes“ sogar auf den Marxismus selbst an.

Wilfried Marxer, Politikwissenschaftler am Liechtenstein-Institut in Bendern, untersucht die Frage, ob die marxistische Lehre einen Einfluss auf die Politik in Liechtenstein hatte. Er unternimmt einen Streifzug durch die Geschichte Liechtensteins - von der Zeit der ersten Industrialisierung im 19. Jahrhundert über die 100-jährige Parteiengeschichte Liechtensteins bis zu Organisationen der Zivilgesellschaft. Eine Spurensuche mit vielleicht überraschenden Ergebnissen.

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