Geschichte der liechtensteinischen Parteien

Vortragsreihe:
100 Jahre Parteien in Liechtenstein
Datum:
6. November 2018, 18:30 - 20:00
Ort:
Liechtenstein-Institut
St. Luziweg 2
Auf dem Kirchhügel
LI 9487 Gamprin-Bendern

Zur Vortragsreihe

1918 wurden die ersten beiden Parteien Liechtensteins gegründet: die Christlich-Soziale Volkspartei und die Fortschrittliche Bürgerpartei. Sie dominierten jahrzehntelang das politische Geschehen. Selten kandidierten weitere Parteien für den Landtag. Erst 1993 konnte die Freie Liste 1993 neben den beiden Grossparteien Landtagsmandate erobern. 2013 waren erstmals vier Parteien im Landtag vertreten. Das Jubiläum ist ein Anlass, um in einer Vortragsreihe auf die Parteiengeschichte und die aktuelle Situation einzugehen.

 

Mit den politischen Parteien würdigt die Vortragsreihe einen zentralen politischen Akteur, der jüngst oft gescholten wurde, aber nichts an seiner Relevanz verloren hat. Das Liechtenstein-Institut bietet einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die Entstehung der Parteien in Liechtenstein, ihre rechtliche und politische Stellung und Funktion im politischen System sowie über konkrete Herausforderungen, die sich den liechtensteinischen Parteien aktuell stellen.

 

Zum Vortrag

Am ersten Vortragsabend wird die Entwicklung der Parteienlandschaft seit der Gründung der ersten Parteien vor hundert Jahren beleuchtet. Im internationalen Vergleich erfolgten die Parteigründungen in Liechtenstein spät. In den 1920er-Jahren waren die Christlich-soziale Volkspartei und die Fortschrittliche Bürgerpartei die beiden einzigen Parteien. Turbulenter wurde es in den 1930er-Jahren, als nicht nur neue politische Bewegungen entstanden, sondern mit der Volksdeutschen Bewegung auch die Nationalsozialisten in Liechtenstein aktiv wurden. 
 
In einem Zwischenreferat geht Elias Quaderer deshalb spezifisch auf die ständestaatliche, austrofaschistische Bewegung in Liechtenstein ein, die sich um den Liechtensteiner Heimatdienst gruppierte, welcher per 1936 mit der Volkspartei zur Vaterländischen Union fusionierte. 

Trotz weiterer Parteien auch in den 1950er- bis 1970er-Jahren schafften es die beiden grossen Volksparteien, die einzigen im Landtag vertretenen Parteien zu bleiben. Erst 1993 zog mit der Freien Liste eine dritte Partei in den Landtag ein. Als besonders spektakulär sticht hinsichtlich der Pluralisierung des Parteiensystems das Jahr 2018 heraus. Nachdem bei den Landtagswahlen 2013 und 2017 vier Parteien den Sprung in den Landtag geschafft haben, sorgt im laufenden Jahr der Parteiaustritt eines FBP-Abgeordneten und die Spaltung der Oppositionspartei „Die Unabhängigen“ für weitere Bewegung in der Parteienlandschaft.

Wilfried Marxer wirft einen Blick auf die Umstände, die die liechtensteinische Parteiengeschichte beeinflussen. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Wahlrecht zu. Ferner werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede betreffend Wahlerfolge von Parteien auf Landes- und auf Gemeindeebene aufgezeigt.