Frommelt, Christian (2020): Institutional challenges for external differentiated integration: the Case of the EEA. EUI Working Papers, RSCAS 2020/65.

Erscheinungsjahr:
2020

Abstract
Dieses Arbeitspapier analysiert die institutionellen Herausforderungen im Zusammenhang mit der externen differenzierten Integration im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Es konzentriert sich hauptsächlich auf die Formulierung von EWR-relevanten EU-Rechtsakten und deren Übernahme in das EWR-Abkommen. Das Papier zeigt, dass in den letzten 25 Jahren der institutionelle Rahmen des EWR durch verschiedene institutionelle Arrangements ergänzt wurde. Nur so konnten die Vertragsparteien das funktionale Integrationsniveau des EWR aufrechterhalten. Zugleich hat die Europäische Union (EU) die Autonomie ihrer Entscheidungsfindung stets geschützt, weshalb die EWR/EFTA-Staaten zwar über einen weitreichenden Zugang zur EU-Politikgestaltung verfügen, aber nie über ein Stimmrecht in EU-Gremien. Auf die Verabschiedung eines EWR-relevanten EU-Rechtsaktes durch die EU erfolgt deshalb ein Übernahmeverfahren, in welchem sich die EWR/EFTA-Staaten und die EU koordinieren. Die empirische Analyse zeigt, dass die EWR/EFTA-Staaten dabei über einen in Anbetracht des Machtgefälles zwischen der EU und den EWR/EFTA-Staaten überraschend grossen Handlungsspielraum verfügen – zum Beispiel durch die bewusste Verzögerung der Übernahme von politischen sensiblen Rechtsakten oder durch EWR-spezifische Anpassungen von EU-Rechtsakten. Auf der anderen Seite wurden die EWR/EFTA-Staaten aber auch gezwungen, vereinfachte Verfahren für die Entscheidungsfindung im EWR einzuführen, um mit der hohen legislativen Dynamik der EU Schritt zu halten. Diese Verfahren gewichten die Effizienz des EWR stärker als die Entscheidungsautonomie der EWR/EFTA-Staaten und führen faktisch zu einem automatischen Regeltransfer von der EU in den EWR. Dank seiner weitreichenden funktionalen und institutionellen Integration ist der Die EEA ist ein gutes Beispiel für die Analyse der rechtlichen und politischen Machbarkeit von externen differenzierte Integration. Die Ergebnisse der empirischen Analyse zeigen vor allem, wie schwierig es ist, die Integrationsvorbehalte von Nichtmitgliedstaaten mit den Prinzipien der EU in einem gemeinsamen institutionellen Rahmen zu vereinen und so das langfristig gute Funktionieren der gemeinsamen Beziehungen zu sichern.

Schlüsselwörter: Differenzierte Integration, Europäischer Wirtschaftsraum, Entscheidungsprozess, Effizienz, Legitimität

This working paper analyses the institutional challenges related to external differentiated integration in the European Economic Area (EEA). It focuses mainly on the formulation of EEA-relevant EU legislation and its incorporation into the EEA Agreement. The paper shows that over the past 25 years various institutional arrangements have been added to the initial institutional framework of the EEA in order to increase and maintain substantive integration. However, the European Union (EU) has been consistent in protecting the autonomy of its decision making which is why the EEA EFTA States have far-reaching access to EU policy making but never the right to vote. The EEA EFTA States therefore insist on separate EEA decision making whenever possible. This has given them a surprisingly large amount of room for manoeuvre for instance, by deliberately delaying the incorporation of politically sensitive acts, and by making EEA-specific adaptations to EU acts. On the other hand, they were also forced to introduce simplified procedures for EEA decision making in order to cope better with the high legislative dynamics of the EU. These procedures give priority to the efficacy of the EEA over the decision-making autonomy of the EEA EFTA States by establishing a more or less automatic rule transfer from the EU to the EEA. Thanks to its far-reaching functional and institutional integration the EEA provides a good example for the analysis of the legal and political feasibility of external differentiated integration. Above all, the results of the empirical analysis demonstrate how difficult it is to reconcile the integration reservations of non-Member States with the principles of the EU in an institutional framework designed to ensure the long-term good functioning of their relations.

Keywords: Differentiated integration, European Economic Area, Decision Making, Efficacy, Legitimac