Die erste Landeskarte Liechtensteins

12.05.2021 - Vor 300 Jahren
Nach der Vereinigung der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg und deren Erhebung zum Reichsfürstentum im Jahr 1719 zeichnete der Geometer Johann Jacob Heber 1721 im Auftrag des Fürsten Anton Florian von Liechtenstein die erste Landeskarte von Liechtenstein.

Die älteste Karte, die auch das heute liechtensteinische Territorium umfasst, ist die Peutinger’sche Tafel, eine römische Strassenkarte aus dem 4. Jahrhundert n.Chr. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden sich gedruckte regionale Karten, auf denen auch das (heutige) liechtensteinische Territorium dargestellt ist. Nach einer gezeichneten Panoramaansicht der Herrschaften Vaduz und Schellenberg aus der Zeit um 1600 ist Johann Jacob Hebers „Ungefehrlicher Entwurff dess jetzmahligen Fürstenthumbs Liechtenstein“ von 1721 die erste Spezialkarte des Landes. Sie führte dem in Wien lebenden Fürsten, der sein Fürstentum nie selbst gesehen hat, die geografisch-topografischen Verhältnisse vor Augen und repräsentierte als Symbol die Einheitlichkeit des aus der Grafschaft Vaduz und der Herrschaft Schellenberg neu geschaffenen Landes.

Der aus Lindau stammende Johann Jacob Heber (1666–1724) war zu seiner Zeit ein bekannter Feldmesser und Kartograf. Seine Liechtenstein-Karte hat einen Umfang von 88,6 cm x 50,6 cm und einen Massstab von ungefähr 1 : 10 000. Sie zeigt das gesamte Landesgebiet inklusive der Bergwelt. Die Informationen sind detailliert, die Massstäbe allerdings verzerrt. Die Karte besticht nicht nur durch ihre aussergewöhnlich gute Farbgebung und die nordöstliche Beleuchtung, die der Kartenplastik zugutekommt, sondern besonders durch die Genauigkeit in der Topografie. Ihre Inhalte lassen sich in vier Hauptgruppen gliedern: den mäandrierenden Rheinverlauf mit zahlreichen Inseln, das Strassen- und Wegnetz, die Siedlungen und Fluren sowie die Ortsnamen. Neben der schematisch mit Einzelhäusern angedeuteten Siedlungsstruktur sind einzelne Gebäude detaillierter dargestellt und beschriftet: die Kirchen und Kapellen, die Burgen und Ruinen sowie die herrschaftlichen Wirtschaftsgebäude wie der damals ganz neue Gamanderhof in Schaan, die Rheinmühle in Gamprin oder die Alpgebäude auf der Sücka.

Zur Abbildung: «Ungefehrlicher Entwurff dess jetzmahligen Fürstenthums Liechtenstein oder vormahlige Graffschafft Vadutz und Freyen Herrschaft Schellenberg». Karte von Johann Jacob Heber, 1721 (© LIECHTENSTEIN, The Princely Collections, Vaduz–Vienna).

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