Care-Arbeit in Liechtenstein

13.01.2020 - Neue Publikation
Linda-Märk-Rohrer liefert in einer neuen Publikation des Liechtenstein-Instituts einen aktuellen Überblick über die bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit, welche in Liechtenstein geleistet wird. Sie verwendet hierzu unter anderem Daten aus der 2018 vom Liechtenstein-Institut durchgeführten Familienumfrage.

Die Care-Arbeit spielt in jeder Gesellschaft eine wichtige Rolle. Unter dem Begriff Care sind Tätigkeiten zu verstehen, die zur Wiederherstellung von Gesundheit, Arbeitskraft und Lebensfähigkeit notwendig sind. Dies umfasst Formen des Sich-Kümmerns um Andere (Beziehungsgestaltung, Pflege, nachbarschaftliche Unterstützung etc.) ebenso wie Selbstsorge. In Abgrenzung zum ökonomischen Begriff der Arbeit spielt es bei der Care-Arbeit eine Rolle, wer sie ausführt, es geht also um eine personenbezogene Sorgetätigkeit. Care-Arbeit gab es schon immer, sie variiert aber in ihrer spezifischen Form, Bewertung und Ausführung. Sie kann erbracht werden in Form einer familialen, freiwilligen oder beruflichen Tätigkeit und findet somit bezahlt ebenso wie unbezahlt statt.

Das bürgerliche Alleinverdienerfamilienmodell ist in den letzten Jahren vielerorts abgelöst worden von einem „adult worker model“. Diese Umbrüche in der Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern haben auch Konsequenzen für die Organisation der unbezahlten Care-Arbeit. Sie haben beispielsweise zu Lücken in der Versorgung mit Care-Arbeit geführt, die mit unterschiedlichen Strategien gefüllt werden können. Einerseits über eine staatliche Kompensation, andererseits über einen Ausbau des Dienstleistungssektors im Bereich der bezahlten Care-Arbeit oder aber durch einen verstärkten Einbezug der erweiterten Familie oder eine gleichmässige Verteilung der Care-Aufgaben zwischen den Geschlechtern. Welches Kompensationsmodell ein Land für die Schliessung der Care-Lücke wählt, ist abhängig von der Ausgestaltung des jeweiligen Wohlfahrtsstaates, von der geschlechtlichen Arbeitsteilung ebenso wie von den vorherrschenden Rollenbildern.

In Liechtenstein gibt die Familienumfrage von 2018 erstmals Auskunft für alle Familien mit Kindern unter 12 Jahren über die Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern sowie das Verhältnis von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit. Die Umfrage zeigt, dass Care-Arbeit nach wie vor ein Teil der geschlechtlichen Identität von Frauen in Liechtenstein darstellt und Frauen trotz gestiegener Erwerbs- und Ausbildungschancen häufig an der geschlechtlichen Arbeitsteilung festhalten.