Workshop-Tagung „HeimatPraktiken“ in Dresden
Der Workshop widmete sich dem Problemfeld „Heimat“ aus einer historisch-praxeologischen Perspektive und nahm Praktiken in den Blick, mit denen Akteure zu verschiedenen Zeiten Heimat konstruierten. Im Panel „Inszenierungen von ‚Heimat‘“ hielt Goop einen Vortrag mit dem Titel „Heimat im Kleinen erschaffen: Die Praxis des Heimatgedichte-Schreibens im Fürstentum Liechtenstein, ca. 1860–1920“. Er widmete sich der Entstehung des Heimatdiskurses in Liechtenstein anhand von hauptsächlich drei handschriftlichen Gedicht- und Aufsatzbänden des Landtagspräsidenten Albert Schädler (1848-1922), des Pfarrers und Historikers Johann Baptist Büchel (1853-1927) und des Bregenzer Gymnasialdirektors Josef Gassner (1858–1927), die im Liechtensteinischen Landesarchiv verwahrt werden.
Die Beschreibung, Erforschung und damit Erfindung einer „liechtensteinischen Heimat“ hatte seit Ende des 19. Jahrhunderts die integrative Funktion, eine genuin liechtensteinische Identität aufzubauen. Ziel des Vortrages war es, nach der Praktik des Heimatgedichte-Schreibens dieser Angehörigen einer lokalen Honoratiorenschicht zu fragen, welche sich aus Material, Text, Randkommentaren und Ortsangaben rekonstruieren liess. Trotz eines Anspruches auf Originalität wiesen deutschsprachige Heimatgedichte stets wiederkehrende austauschbare Muster auf, die in immer neue Kontexte – wie hier nach Liechtenstein – transferiert werden konnten. Sie waren zudem keine reine Freizeitbeschäftigung der untersuchten Dichter, sondern ein politischer Akt der symbolischen Kommunikation. Ausserdem wurde beschrieben, weshalb die breite Popularisierung dieser Gedichte in Liechtenstein nur bedingt gelang.