Ein Jahrhundert Frauenerwerbsarbeit
Ab den 1960er-Jahren wurden administrative, pflegerische und pädagogische Tätigkeiten wichtig für Frauen, währenddem andere Berufe wie Dienstmädchen oder Damenschneiderin an Bedeutung verloren. Auch die Mitarbeit von Frauen auf dem Bauernhof – früher die wichtigste Frauenerwerbsarbeit – wurde mit dem Bedeutungsverlust des Agrarsektors immer weniger. Und auch Fabriklerinnen, die einst die Textilindustrie und damit die liechtensteinische Fabrikarbeiterschaft dominierten, wurden zum Auslaufmodell.
Der von Frauen verdiente Lohn galt ursprünglich bloss als Zusatzverdienst oder als Verdienst für die Zeit zwischen Schule und Heirat, während der Männerlohn als Alleinernährerlohn konzipiert war. Männer erhielten in den 1930er-Jahren für gleichwertige Arbeit etwa doppelt so viel Lohn wie Frauen. Diese Lohnschere ist mittlerweile – ausser bei einigen schlecht bezahlten Frauenberufen – fast geschlossen.
Auch bei der Ausbildung haben Frauen Männer inzwischen eingeholt, ja zum Teil überholt. Ende 2019 gingen nur 69 Prozent der 20- bis 64-jährigen Einwohnerinnen Liechtensteins einer Erwerbstätigkeit nach. Der Anteil der Frauen mit Vollzeitbeschäftigung sinkt heute ab einem Alter von 30 Jahren deutlich, weil die bevorzugte Teilzeitarbeit sich gut mit den Anforderungen der Familien- und Care-Arbeit vereinbaren lässt. Der hohe Anteil an nicht oder nur teilzeitbeschäftigten Frauen bei gleichzeitig hoher Vollzeitbeschäftigung der Männer hängt vor allem mit gesellschaftlichen Idealvorstellungen zusammen, dann aber auch mit der Politik – diese fördert die (traditionelle) Familie stark, nicht aber die egalitäre Arbeitsteilung innerhalb einer Partnerschaft.
Abbildung: Dienstmädchen vor dem Gasthaus Löwen in Vaduz, um 1935 (CDB 365/058, Liechtensteinisches Landesarchiv, Fotograf: unbekannt)