Abstract
Anfang 2018 wurde fast im Wochenrhythmus über neue
Rechtsgutachten zu Fragen der Geschäftsordnung des Landtages des Fürstentums
Liechtenstein berichtet. Dabei sorgte in der Öffentlichkeit für Verwunderung,
dass die Experten und die Expertin die ihnen zur Begutachtung vorgelegten
Initiativen und Gesetzesentwürfe unterschiedlich beurteilten.
Dieser Beitrag stellt deshalb dar, welche Funktionen juristische Gutachten im
Rechtsetzungsverfahren übernehmen können. In einem Kleinstaat sprechen
verschiedene Gründe für den Beizug von externen Juristinnen und Juristen. Sie
können unterschiedliche Aufgaben im Gesetzgebungsprozess übernehmen, wobei
Regierung und Parlament die dominierende Stellung zukommen muss.
Überdies erklärt diese Abhandlung, ausgehend von der Sprachgebundenheit des
Rechts, dass es im Charakter der Rechtswissenschaft als Textwissenschaft liegt,
wenn in Gutachten verschiedene Schlüsse gezogen werden. Abgeschlossen wird
dieser Beitrag mit einem Plädoyer für die Veröffentlichung von Rechtsgutachten.
Am Zugang zu Studien und Stellungnahmen
zu staats- und verwaltungsrechtlichen Themen besteht in der Regel ein
öffentliches Interesse. Solche Analysen von Expertinnen und Experten
erleichtern nämlich die Auslegung der zum Gesetz gewordenen Formulierungen.
Abstract
This article explains the function and limits of the
involvement of external legal experts in the legislative process.
The impetus for this legal essay was the fact that several expert opinions on
questions of parliamentary law had been submitted to the Liechtenstein
Parliament at the beginning of 2018. Finally, this article advocates the publication of legal opinions.